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Sandkastenspiele


Zur Zeit wird immer wieder gefragt, wie man denn bitteschön Kindern den Krieg erklären kann. Dumm nur, dass wir da alle selbst irgendwie nicht durchsteigen. Gut aber, dass es eine Abhilfe für beide Probleme gibt: Stellen wir uns einmal vor, wir wären alle Kinder und das Leben wäre ein Spielplatz. Dann könnte die Erklärung ungefähr so aussehen:

Personen:

Der eine Böse (mit Schnurrbart)
Der andere Böse (ohne Schnurrbart, aber dafür mit einigen dunklen Hintermännern)
Der kleine Böse (der aber ganz fest glaubt, dass er ein Guter ist)
Der Türke (der auch gerne mitspielen will)
Die Anderen (die irgendwie mal wieder nur zugucken)
Das Volk (das wie immer am Ende die Arschkarte zieht)

Szene:

Zwei Sandkästen. In dem ersten Sandkasten steht das Volk und weit darüber der eine Böse. Der andere Böse, der kleine Böse und die Anderen stehen drumherum. Sie wühlen wild im Sandkasten und scheuchen dabei immer wieder das Volk auf.

Die Anderen: (zum einen Bösen) Na komm, wo hast du deine Knüppel versteckt?
Der eine Böse: Seht doch, ich habe gar keine Knüppel.
Der andere Böse: Natürlich hast du welche! (flüsternd) Wir selbst haben sie dir doch gegeben.
Der eine Böse: Aber die habt ihr mir doch schon alle wieder weggenommen!
Das Volk: Ich habe Hunger...
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen: Ruhe!
Der andere Böse: (zu den Anderen) Es reicht. Wenn er seine Knüppel nicht rausrücken will, dann hauen wir ihn einfach, und dann nehmen wir sie ihm weg.
Die Anderen: Aber das können wir doch nicht einfach so machen. Wir wissen doch gar nicht, ob er tatsächlich Knüppel hat.
Der andere Böse: Wir können es euch aber beweisen.
Der kleine Böse: Genau!

Der kleine Böse holt ein paar Bilder von Knüppeln hervor. Oder besser gesagt von Dingen, die evtl. vielleicht unter Umständen Knüppel sein könnten.

Die Anderen: Die sind aber abgemalt, die Bilder!
Der kleine Böse: Ooops...
Der eine Böse: (grinst)
Das Volk: (stöhnt) Ich habe aber wirklich Hunger...
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen: Ruhe!
Der andere Böse: Also, die Sache ist klar. Wenn er nicht gleich die Knüppel rausrückt, dann setzt es was!
Die Anderen: Nana, so geht das aber nicht, darüber müssen wir nochmal reden.

Die Anderen hören auf, im Sandkasten zu graben. Sie diskutieren wild gestikulierend.
Der andere Böse und der kleine Böse entfernen sich von den Anderen und stellen sich in den zweiten Sandkasten.

Der andere Böse: Es reicht. Wenn ihr ihn nicht hauen wollt, dann hauen ihn eben nur die, die wollen. Notfalls haue ich ihn alleine.
Der kleine Böse: (von einem Bein aufs andere hüpfend) Ich will, ich will!
Die Anderen: Aber wir haben doch gesagt, dass wir nur alle zusammen jemanden hauen würden! Außerdem wird er doch dann erst recht seine Knüppel gegen uns einsetzen, wenn er welche hat.
Der andere Böse: Ihr macht euch doch nur in die Hose wegen der Knüppel. Die wird er sowieso gegen uns verwenden, also müssen wir uns verteidigen. Am besten, wir verteidigen uns gleich vorher, dann tut es uns auch nicht weh. Außerdem wird es Zeit, dass er seinen Sandkasten räumt, da hat er jetzt nämlich schon lange genug drin gespielt.
Die Anderen: Häh? Hier ging es doch gerade noch um Knüppel, und nicht darum, den Sandkasten zu räumen...
Der kleine Böse: Ja... Wir werden die Knüppel eben nur finden, wenn der da (mit dem nackten Finger auf den einen Bösen zeigend) den Sandkasten verlassen hat.
Der andere Böse: (der sieht, dass der Sand in seinem Kasten bald alle ist, und auch sieht, wie schön der Sand im anderen Kasten ist) Also, wir hauen ihn, dann schmeißen wir ihn aus seinem Sandkasten, und dann zeige ich euch, wo er seine Knüppel versteckt hat.
Das Volk: Hunger!
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen: Ruhe!

Die Anderen beginnen wieder, wild zu diskutieren.

Der eine Böse: (freut sich nen Keks)

Irgendwann erscheinen die dunklen Hintermänner und drängen zusammen mit dem anderen Bösen und dem kleinen Bösen die Anderen an den Rand. Die dunklen Hintermänner verschwinden wieder.

Der andere Böse: Jetzt reicht's. Wenn ihr nicht meiner Meinung seid, dann haue ich ihn eben selbst. (Zu dem einen Bösen) Entweder, du rückst jetzt gleich die Knüppel raus und verziehst dich, oder ich versohle dir den Hosenboden. (Zum Volk) Keine Angst, dir tue ich nichts. Wenn du mir hilfst, den Bösen da loszuwerden, dann verspreche ich dir Frieden, Freiheit,...
Das Volk: Was gegen den Hunger wäre gut...
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen: Ruhe!
Der kleine Böse: (zum einen Bösen) Komm, Böser, rück die Knüppel schon raus.
Der eine Böse: Von wegen. Kommt sie euch doch holen. Eine blutige Nase wird's dafür geben!

Der andere Böse und der kleine Böse fangen an, den einen Bösen vom zweiten Sandkasten aus mit Steinen zu bewerfen. Der eine Böse geht hinter dem Volk in Deckung und wirft mit Papierkügelchen zurück.

Das Volk: Ich will doch nur was zu Essen!
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen: Ruhe!

Die Anderen: (tuscheln am Rand)
- Warum benutzt der eine Böse seine Knüppel nicht, wenn er welche hat?
- Vielleicht hat er ja doch keine.
- Aber was will dann der andere Böse von ihm?
- Na, der will den Sand aus seinem Kasten, ist doch ganz klar!
- Vielleicht reicht ihm auch sein eigener Kasten nicht mehr, und jetzt will er beide haben.
- Und warum macht der kleine Böse da mit?
- Damit er auch was abkriegt, von dem Sand.
- Und wo sollen wir dann den Sand für unsere Kästen hernehmen?

Plötzlich kommt der Türke auf den Spielplatz und versucht, in den ersten Sandkasten reinzusteigen.

Der Türke: Ich will mitspielen!
Der eine Böse, der andere Böse, der kleine Böse, die Anderen, das Volk: Bleibst du wohl da, wo du bist?!?

Die dunklen Hintermänner erscheinen wieder und zerren den Türken vom Spielplatz.
Die Bösen werfen inzwischen munter weiter.

Bald ist der eine Böse besiegt und wird per Fußtritt aus seinem Sandkasten befördert.
Der andere Böse und der kleine Böse installieren sich gemütlich im ersten Sandkasten (na ja, der kleine Böse eigentlich eher ungemütlich, er kriegt nur eine ganz kleine Ecke) und freuen sich nen Keks.

Die Anderen: Und was ist jetzt mit den Knüppeln?
Der andere Böse: Ist doch nun egal, wo der Böse weg ist!
Das Volk: Und was ist jetzt mit mir?
Der andere Böse: (die prüfenden Blicke der Anderen betrachtend, hält dem Volk einen Stapel Karten hin) Zieh eine.
Das Volk: (zieht eine Karte und schaut sie an) Na toll! Es ist mal wieder die Arschkarte!




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